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Intrigen und Affären am englischen Hof im 16. Jahrhundert

Wir schreiben das Jahr 1554: Edward VI. stirbt überraschend jung und bestimmt die erst sechzehnjährige Jane Grey zur Königin. Er will unbedingt verhindern, dass seine Halbschwester Mary seine Nachfolge antritt. Doch Janes Regentschaft dauert nicht einmal zwei Wochen, da hat Mary die unerfahrene Jane entmachtet und enthaupten lassen. Doch was geschieht mit Janes jüngeren Schwestern Katherine und Mary? Dass königliches Blut in ihren Adern fließt, wird ihnen zum Fluch, denn die kinderlose Queen Mary fühlt sich schon allein durch ihre Existenz bedroht.

 

Im Schatten der Königin 

Originaltitel: Sisters of Treason
Autor: Elizabeth Fremantle
Übersetzer: Sabine Herting
Verlag: Bertelsmann Verlag
Erschienen: 9.Mai 2016
ISBN: 978-3570101780
Seitenzahl: 480 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Als König Edward VI. 1553 erst fünfzehnjährig ohne Nachkommen stirbt, bricht ein Kampf um die englische Krone aus. Sein Vater Henry VIII. hatte sich vom Papst in Rom losgesagt und kurzerhand selbst zum Oberhaupt der Kirche in England gemacht, um Anne Boleyn heiraten zu können und damit seine Tochter Mary – das einzige Kind aus seiner Ehe mit Katherine von Aragon – zum „Bastard“ erklärt und von der Thronfolge ausgeschlossen. Das gleiche Schicksal traf Elizabeth – seine Tochter mit  Anne – als er ihre Mutter unter fadenscheinigen Anklagen hinrichten ließ, um für die Ehe mit Jane Seymour frei zu sein, die ihm endlich den ersehnten Sohn schenkte.
Während seiner letzten Regierungsjahre setzte Henry seine Töchter wieder in die Nachfolge ein und in seinem Testament auch die Nachkommen seiner jüngsten Schwester Mary Tudor, nämlich ihre Tochter Francis Grey, Herzogin von Suffolk, und deren Töchter Jane, Katherine und Mary. Die Erben seiner älteren Schwester Margaret Tudor - die schottischen Stuarts - schloss er dagegen ausdrücklich aus. Allerdings hat Henry wohl fest damit gerechnet, dass sein Sohn die Dynastie fortsetzt und diese Erbfolgeregelungen nie wichtig werden würden.

Elizabeth Fremantle schildert in diesem Roman authentisch und berührend das traurige Geschick der drei Grey-Schwestern, die durch den frühen Tod Edwards VI. in: ZITAT: „ .. das gnadenlose Mahlwerk der Macht“ gerieten und hält sich dabei sehr nahe an die tatsächlichen historischen Begebenheiten.


Stil und Sprache
Der Prolog setzt im Februar 1554 mit der Hinrichtung der „Neun-Tage-Königin“ Jane Grey ein. Der Leser erlebt das Geschehen als Beobachter von aussen an der Seite von Levina Teerling, Hofmalerin und enge Freundin von Francis Brandon – Janes Mutter – die sie zu diesem traurigen Anlass begleitet. 
Die Autorin benutzt für ihre Geschichte die Gegenwartsform (Präsenz) und gibt ihrem Publikum damit das Gefühl, unmittelbar an den Vorgängen teilzunehmen. Im weiteren Verlauf der Handlung wechselt sich Levinas Perspektive beständig mit den Erzählungen der Schwestern Katherine und Mary Grey ab, die beide in der „Ich-Form“ agieren, wodurch zu ihnen eine besondere Nähe geschaffen wird, während man das Ganze durch Levinas Augen aus einer gewissen Distanz betrachten kann.
Elizabeth Fremantle hat sich sehr genau mit der Geschichte der Tudors auseinander gesetzt. Die Beschreibung des Hoflebens, die Intrigen, denen die Schwestern ausgesetzt sind, die Launen und das Misstrauen der beiden Königinnen und die Probleme ihrer Untertanen, damit umzugehen,  werden sehr interessant und spannend erzählt. Von daher ist das Buch leicht und flüssig zu lesen und die Sprache entspricht der geschilderten Zeit.


Figuren
Alle Figuren des Buches sind historisch verbürgt und ihr Leben und ihre Handlungen teilweise sehr gut dokumentiert. Über die beiden Halbschwestern und Königinnen Mary und Elizabeth ist schon viel geschrieben worden, auch in Romanen. Elizabeth Fremantle charakterisiert sie sehr nah an den von ihnen bekannten Fakten. Beide hatten keine leichte Kindheit, waren immer wieder der Willkür ihres unberechenbaren Vaters ausgesetzt und so waren Vorsicht und Misstrauen ihnen zur zweiten Natur geworden. Als sie nacheinander den englischen Thron bestiegen, war ihnen sehr bewusst, dass nicht alle ihre Untertanen ihren Anspruch darauf für legitim hielten. Von daher sahen sie die Grey-Schwestern - die  nächsten Thronanwärterinnen - in erster Linie als Rivalinnen.

Katherine und Mary Grey sind – im Gegensatz zu Jane – eher unbekannt, aber ihr Schicksal hat sich wirklich so abgespielt. Keine von beiden scheint sich tatsächlich den Thron gewünscht zu haben, aber das konnten oder wollten weder Mary noch Elizabeth glauben und behandelten sie entsprechend.
Die Autorin beschreibt alle vier Frauen sehr prägnant und mit großem Einfühlungvermögen und erweckt dabei im Leser Interesse und Mitgefühl, manchmal aber auch Unverständnis und Ablehnung.

Levina Teerling war Malerin und Hofdame von Mary und Elizabeth. Von ihr stammt wahrscheinlich ein Portrait von Katherine Grey. Sie war daher mit den Königinnen und ihren Cousinen bekannt und durch "ihre Augen" erhält man einen guten Einblick in das Leben am Tudorhof.
Auch die weiteren Personen sind sehr glaubwürdig und lebendig dargestellt. Das Verzeichnis am Ende des Buches enthält interessante Details über ihre Bedeutung und Stellung bei Hofe.


Aufmachung des Buches
Der Schutzumschlag des Buches zeigt auf einem braunen Hintergrund eine junge Frau mit Haube und Schleier der Tudorzeit. Darüber steht in erhaben geprägten, goldenen Lettern der Name der Autorin, darunter in weiß der Titel.
Dem Inhaltsverzeichnis folgt ein Stammbaum der Dynastien Tudor und Stuart. Zwischen dem Prolog von 1554 und dem Epilog von 1572 liegen fünf Hauptteile die sich in viele, unterschiedlich lange Kapitel gliedern, die mit Datum, Ort und dem Namen der jeweiligen Erzählerin versehen sind.
In ihren Anmerkungen äussert sich die Autorin zu Fakten und Fiktion des Buches und erklärt des Weiteren die englische Thronfolge der Tudors. Ein umfangreiches Verzeichnis listet die historischen Personen in alphabetischer Reihenfolge auf. Eine Danksagung und eine Bibliographie schließen das Buch ab.


Fazit
Lesern, die sich für englische Geschichte und die Dynastie der Tudors interessieren, ist die  „Neun-Tage-Königin“ Jane Grey wahrscheinlich bekannt. Dass sie noch zwei jüngere Schwestern mit begründeten Thronansprüchen hatte, eher weniger. Elizabeth Fremantle erzählt das tragische Schicksal von Katherine und Mary Grey in diesem wunderschönen Roman, den ich sehr gern weiter empfehle

4 5 Sterne


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