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Schmerzen begleiten uns alle. Licht in das Halbwissen über Schmerz und den Umgang damit zu bringen, ist Ziel dieses Buchs. Eine Novelle als Rahmenhandlung soll die Schmerzen im Leben der Menschen anschaulich machen. Was dem Helden der Geschichte widerfährt, wird im Sachbuchtext gespiegelt: die Entstehung von Schmerz, seine Linderung und Heilung, die Kommunikation von Schmerz, Geschlechterunterschiede im Schmerzempfinden und das Verhältnis von Schmerz zu Lust. Dabei wird deutlich: Dank der Wissenschaft gelingt es uns immer besser, den Schmerz unter Kontrolle zu bringen.

 

Schmerz 

Autoren: Amrei Wittwer, Gerd Folkers
Verlag: Hirzel Verlag
Erschienen: 15. Juni 2016
ISBN: 978-3-7776-2561-4
Seitenzahl: 216 Seiten


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Schmerz! Es gibt wohl kaum jemand von uns Lesern, der noch keine Erfahrung mit diesem Gefühl gemacht hat. Sei es physisch, aufgrund einer Verletzung oder Krankheit, oder psychisch, aufgrund von Liebeskummer oder anderen intensiven, schmerzlichen Gefühlszuständen. Schmerzempfindungen können sehr unterschiedlich sein und das zeigen die Autoren sehr anschaulich an dem Protagonisten D. und dessen betagter Nachbarin Frau Meier, die einen Tag lang dafür sorgen will, dass er keinesfalls an Schmerzen leidet. Bedauerlich für ihn, aber zur besseren Anschaulichkeit für die Leser des Buches, klappt das nicht wirklich und so begleitet der Leser D. durch einen sehr schrägen und wahrlich schmerzhaften Tag an dem seine Empfindungen sachlich und gut nachvollziehbar erklärt werden.

Der Text ist durchgehend flott und kurzweilig gehalten. Es finden sich zwar etliche Fachausdrücke, deren Menge hält sich jedoch in Grenzen und da zumeist auch die Bedeutung der Ausdrücke im Text deutlich wird ist es nicht unbedingt notwendig, sie extra nachzuschlagen. Sie sollten dem interessierten Laien somit keine nennenswerten Probleme bereiten.

In sechs Teilen begleitet der Leser D.'s Reise durch den Tag und erklärt direkt an dem menschlichen „Beispielobjekt“ D. auf sach- und fachlich gut nachvollziehbare Art und Weise, wie die unterschiedlichen Arten des Schmerzes zustande kommen können, warum eine körperliche Verletzung ebenso weh tun kann wie eine seelische und welche Möglichekeiten man hat, dagegen vorzugehen.

Die Odyssee der Hauptperson beginnt mit einer sehr qualvollen Nasenhaarepilierung und dem wieder aufflackernden Trennungsschmerz von seiner Partnerin. Hierbei erfährt der Leser so einiges darüber, wie schädliche Reize registriert werden und das Gehirn "alarmiert" wird. Was das Wesen der Schmerzempfindung ausmacht und welche mentalen Komponenten beteiligt sein können, wird hier ebenfalls gezeigt. Wie lange es dauert, bis sich das Schmerzgedächtnis des Menschen aktiviert, wird wohl auch so machen Leser erstaunen.

Mythen und Fakten zur Therapie werden im zweiten Teil des Buches aufs Korn genommen. Welche Möglichkeiten zum Gegensteuern jedem von uns zur Verfügung stehen und warum rothaarige Frauen bei Schmerzbehandlungen anders reagieren können als ihre blonden, schwarz- oder braunhaarigen Geschlechtsgenossinnen, wird man nach der Lektüre ebenfalls ganz genau wissen. Welche Drogen welche Wirkung haben können und was das Tiergifte so "drauf haben", ist bestimmt ebenso einen interessierten Blick wert wie die Möglichkeiten zur Schmerzbewältigung oder die Unterschiede der Empfindungen bei Mann und Frau. Der letzte Teil des Buches widmet sich dem Zusammenspiel von Schmerz und Lust, ein Thema, das - besonders seit diverse BDSM Spielarten in Romanen und Filmen durch Geschichten wie "Shades of Grey" salonfähig geworden sind - viele Menschen interessieren könnte.

Ob (angehende) Ärzte, Pflegepersonal, Betroffene oder interessierte Laien, das Buch wird vermutlich für alle Leser durchaus spannende Fakten zu bieten haben.


Aufmachung des Buches
Das Sachbuch ist kartoniert und der Buchtitel passt einerseits perfekt, andererseits trügt er jedoch etwas, da er eher nach einem hochwissenschaftlichen und ziemlich langweiligen Werk klingt, anstatt nach dem tollen Buch, als das es sich schon zu Beginn herausstellt. Das Cover ist in rot und weiß gehalten, als Blickfang wurde ein Kreis gewählt, der sich in mehreren farblich dunkler werdenden Kreisen zur Mitte hin verkleinert. Der Rückseitentext gibt einen knappen, aber aussagekräftigen Einblick in den Inhalt. Die 216 Seiten sind übersichtlich gestaltet und lesen sich – trotz des komplexen Themas - sehr gut und kurzweilig. Das Inhaltsverzeichnis zu Beginn ist gut strukturiert und sehr übersichtlich. Der sachliche Text hebt sich deutlich von der Formatierung von D.'s Geschichte ab, die auch zusätzlich in römischen Zahlen durchnummeriert wurde. Es wird immer zuerst das Geschehen um die Hauptperson gezeigt, welches dann anschaulich und gut nachvollziehbar erklärt wird. Bei verschiedenen Begriffen im Text findet man immer wieder Zahlen, die am Schluss des Buches unter dem Begriff "Endnoten" entweder genauer ausgeführt werden oder Hinweise auf weiter Fakten, Personen und weiterführende Lektüre geben, bevor ein Register das Buch gut abrundet.  


Fazit
Das Sachbuch ist ein absolut empfehlenswertes, sehr gut gelungenes und fachlich-überlegt gestaltetes Werk, das dem Leser die Vielfalt der Arten von Schmerz, der unterschiedlichen Therapieansätze und Bewältigungsstrategien auf kurzweilige und darum sehr einprägsame Art und Weise näher bringt. Vor allem die Verbindung mit der Geschichte des armen D. - der an diesem Tag ungewollt eine Menge unangenehme Erfahrungen macht - und den, aufgrund seiner Erlebnisse, anschaulich und interessanten beschriebenen Erklärungen zu den jeweiligen Vorgängen ist gut gelungen. Alle Leser, egal mit welchen Vorkenntnissen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen und informieren möchten oder nach Erklärungen und eventuellen Lösungen suchen, werden in diesem Buch viele hilfreiche Fakten finden können.


5 Sterne


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