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Wen interessiert es schon, wenn in Japan ein Kind stirbt? In Deutschland eigentlich niemanden. Aber wenn der kleine Junge ausgerechnet aus dem Hotelfenster des deutschen Außenministers fällt, dann sieht die Sache schon anders aus. Kein Wunder also, wenn mit aller Kraft versucht wird, den Vorfall zu vertuschen. Und anfangs scheint die Rechnung aufzugehen, doch dann stirbt ausgerechnet der Medienberater des Ministers. Für die Öffentlichkeit ein tragischer Unfall, doch für Vincent Riemann, freier Journalist, der Auftakt für eine Recherche, die ihn mit sexueller Perversität, Hemmungslosigkeit und einem übermächtigen Gegner konfrontiert.

 

Fassade 

Autor: Michael Anderson
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
Erschienen: 11/2015
ISBN: 978-1533355072
Seitenzahl: 368 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Der Rückentext gibt schon einen ganz guten Überblick über den Einstieg in die Handlung, die sich dann aber rasant weiterentwickelt. Vincent Riemann war vor Jahren mit Harry Fässling befreundet, der heute der Medienberater des Außenministers ist. Bereits vor längerer Zeit hatte Fässling ihm einen Datenstick zur Aufbewahrung gegeben, dann aber nichts mehr von sich hören lassen. Als Vincent nun ein Foto aus einem japanischen Hotelzimmer erhält mit der dringenden Bitte um ein Treffen, sagt er nur widerwillig zu. Doch es kommt gar nicht zu einem Treffen mit Harry Fässling, denn der ist tot, angeblich hat er Selbstmord begangen … Vincent glaubt nicht daran und macht sich auf die Suche nach Harrys Mörder – und nach der Story seines Lebens.

Michael Anderson bietet in seinem ersten Thriller bereits alles auf, was man sich so vorstellen kann: Jede Menge skrupellose Verbrecher, politische Ränkespiele, rasante Verfolgungsjagden und einen richtig guten Typen als Ermittler. Ich bin eigentlich immer etwas skeptisch bei Erstveröffentlichungen bei Self-Publishing-Verlagen, aber hier gilt ganz klar: Daumen hoch!


Stil und Sprache
Michael Anderson bedient sich der beobachtenden Perspektive und stellt damit sicher, dass man schnell zwischen den unterschiedlichen Schauplätzen wechseln kann. Zwar hat Vincent Riemann den größten Erzählanteil, aber es gibt immer wieder auch andere Erzähler, je nachdem was gerade gebraucht wird. So beginnt alles mit einem Hotelportier in Tokio, dem der tote Junge buchstäblich vor die Füße fällt. Ähnlich wie ein Film lebt die Geschichte von schnellen Schnitten, man bleibt nie lange an einem Schauplatz und muss sich als Leser gerade zu Beginn erst etwas einfinden. Die Protagonisten sind zahlreich und es gibt unzählige Nebenfiguren, die man erst einmal für sich sortieren muss. Hat man sich aber daran gewöhnt, liest sich „Fassade“ angenehm und flüssig.

Spannend ist der Fall von Anfang an, Neugier wird sofort geweckt und auch wenn man als Leser oftmals mehr weiß als Vincent Riemann, kommt man kaum dazu, Luft zu holen, geschweige denn das Buch zur Seite zu legen. So verfliegen die gut 360 Seiten sehr flott und lediglich das Ende ist dann etwas zu überstürzt da. Hier wären ein paar Worte mehr schon schön gewesen.

Ärgerlich sind allerdings die doch recht zahlreichen Fehler, die den Lesefluss immer mal wieder stören. Da fehlen dann einzelne Wörter, in der direkten Rede wird „sie“ groß geschrieben und auch andere Kleinigkeiten hätten durch ein stringentes Lektorat sicher vermieden werden können.


Figuren
Vincent Riemann steht im Mittelpunkt der Geschichte. Er ist Journalist, hat sich aber aus Rücksicht auf Frau und Sohn aus dem Tagesgeschäft des Boulevardblattes BLITZ zurückgezogen und schreibt nun Artikel über Autos und Verkehr. Einer richtig guten Story kann er dennoch nicht widerstehen und so kann er auch das kompromittierende Foto des Außenministers nicht ignorieren, auch wenn er dafür seine Ehe aufs Spiel setzt. Mir gefällt er als aufrechter Typ, der sich nicht verbiegen lässt, sehr gut und ich könnte mir vorstellen, mehr von ihm zu lesen.

Auch die übrigen Figuren sind gut ausgedacht und dargestellt, sie alle erhalten die Aufmerksamkeit, die sie für ihre Rolle in der Geschichte brauchen, seien es Vincents Frau Caro, die Rezeptionistin in Tokio oder der Berater des Außenministers. Sehr gelungen!


Aufmachung des Buches
Das recht großformatige Taschenbuch kann mit einer interessanten Covergestaltung punkten: Das Buch ist komplett schwarz und nur in der linken unteren Ecke sieht man eine helle Türöffnung, durch die ein Mann hindurchgeht. Der Titel ist ebenfalls schwarz gedruckt und knallrot unterlegt. Leider ist der mattschwarze Einband recht empfindlich und wird bereits nach dem ersten Lesen etwas unansehnlich. Innen gibt es keine Kapiteleinteilung, stattdessen sind einzelne Abschnitte durch gestrichelte Linien voneinander abgesetzt. Leider ist beim Satz des Buches öfter mal etwas schiefgegangen, so sind einzelne Absätze abweichend vom übrigen Druckbild im Blocksatz gesetzt und in einigen Zeilen fehlen die Leerzeichen zwischen den Wörtern, das sieht dann etwas so aus: „Andererseits – lassenwirdenStickmaleinenMomentbeiseite.“ (S. 295) und erschwert das Lesen an diesen Stellen natürlich.


Fazit
Fassade ist ein durchweg spannender Thriller mit klasse Figuren und als Debüt wirklich sehr gut gelungen. Leider sorgen das etwas nachlässige Lektorat und die Druckaufbereitung mit ein paar Mängeln für einen halben Punkt Abzug.


4 Sterne


Hinweise
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