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Durch einen Sturz hat Alice kurzzeitig das Bewusstsein verloren – und offenbar jegliche Erinnerung an die letzten zehn Jahre ihres Lebens. Ist sie etwa nicht 29, wahnsinnig glücklich mit ihrem Ehemann Nick und schwanger mit ihrem ersten Kind? Nein, sie ist natürlich schon 39, hat bereits drei Kinder und ihre Ehe … naja! Doch Alice ist entschlossen, die Zeit zurückzudrehen.

 

Vergiss ihn nicht 

Originaltitel: What Alice Forgot
Autor: Liane Moriarty
Übersetzer: Sylvia Strasser
Verlag: Bastei Lübbe
Erschienen: Oktober 2010
ISBN: 978-3404165698
Seitenzahl: 544 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Da Liane Moriartys Roman „Vergiss ihn nicht“ davon lebt, mit Alice zusammen ihr Leben zu entdecken, belasse ich es bei der obenstehenden Verlagszusammenfassung und nehme nichts weiter vorweg. Die Autorin hat mit dem Buch einen ruhigen, tiefgehenden Roman verfasst, der den Leser nachdenklich stimmt und dazu anregt, auch das eigene Leben mal genau zu betrachten. Würde mein Ich von vor zehn Jahren mich jetzt noch wiedererkennen? Würde ihr gefallen, wer ich geworden bin und wie ich mein Leben führe? Man kann Alice‘ berührende Geschichte nicht lesen, ohne sich diese Fragen zu stellen und seine Lehren aus dem Roman zu ziehen. Großartig – da verzeiht man gerne die eine oder andere Länge.


Stil und Sprache
Der Großteil von „Vergiss ihn nicht“ wird ganz klassisch in der dritten Person aus Alice‘ Perspektive erzählt. Der Autorin gelingt es auch ohne die Ich-Form, die Nähe zwischen Protagonistin und Leser herzustellen, indem sie viel Einblick in Alice‘ Gedanken und Gefühle gewährt. Zusätzlich nutzt sie zwei weitere Perspektiven, um die Handlung voranzubringen und Nebenhandlungen zu etablieren. Zum einen führt Alice‘ Schwester ein Tagebuch, das sie an ihren Therapeuten richtet. Zum anderen führt Alice‘ Oma einen Blog, in dem die Geschehnisse ebenfalls aufgegriffen werden. Ersteres dient einer ausgedehnten Nebenhandlung, letzteres bringt ein wenig Humor in die Geschichte. Generell gelingt Liane Moriarty eine gute Mischung aus tragischen, komischen und nachdenklichen Momente, die für Abwechslung beim Lesen sorgt. Mit dieser Abwechslung und der lebensnahen Geschichte überzeugt das Buch – Spannung hingegen kommt wenig auf. Tatsächlich geht die Handlung sehr gemächlich voran und auch wenn von Beginn an Interesse an Alice‘ Schicksal vorhanden ist, schlägt dieses Interesse erst ganz zum Schluss in tatsächliche Spannung um. Mich hat das nicht gestört, sondern ich fand es generell angenehm und passend, dass die Geschichte ihre Zeit bekommt. Nur die eine oder andere Länge am Anfang ist mir ein wenig negativ aufgefallen.

Der Schreibstil von Liane Moriarty passt zur ruhigen Gestaltung der Handlung. Sie verzichtet auf Kitsch und Überdramatisierung, schafft es aber trotzdem, die Emotionen ihrer Geschichte rüberzubringen. Besonders die Szene, in der Alice ihre Erinnerungen zurück erhält, war unglaublich gut beschrieben und hat mir stellenweise die Tränen in die Augen getrieben.


Figuren
Der Leser lernt Alice zwar eigentlich als neununddreißigjährige Frau kennen, erlebt aber anfangs nur ihr neunundzwanzigjähriges Wesen, da sie sich an nichts aus den letzten zehn Jahren erinnern kann. Es ist faszinierend, mit Alice zusammen die Veränderungen zu entdecken und gleichzeitig fragt man sich schockiert, was mit der lebenslustigen, entspannten und grundsympathischen Frau in den zehn Jahren wohl passiert ist. Mit neununddreißig steht sie offensichtlich mitten im Leben, geht unzähligen Verpflichtungen nach und kann das Wort Entspannung wahrscheinlich nicht einmal mehr buchstabieren. Stattdessen scheint sie alles optimiert zu haben und das Leben hat sie dabei schlicht und ergreifend aus den Augen verloren. Während man Alice nun dabei erlebt, wie sie nach und nach ihr unbekanntes Leben betrachtet und ändert, überdenkt man automatisch sein eigenes Leben.

Neben Alice spielen vor allem die Mitglieder ihrer Familie weitere wichtige Rollen. Insbesondere ihre Schwester Elisabeth und ihre Oma Frannie, die beide auch eigene Abschnitte aus ihrer Perspektive haben, haben wichtige Nebenhandlungen und ergänzen Alice‘ Geschichte. Alle Figuren wurden glaubwürdig ausgearbeitet und haben nachvollziehbare Hintergründe und Motive erhalten. So wirkt das Figurenensemble sehr lebensnah und man schließt die meisten Charaktere schnell ins Herz.


Aufmachung des Buches
„Vergiss ihn nicht“ ist im Bastei Lübbe Verlag erschienen und wurde als broschiertes Buch in Taschenbuchgröße herausgegeben. Das Covermotiv ist durch das leuchtende Gelb des Hintergrunds schön auffällig und passend zur Thematik des Buches wurden Vergissmeinnicht Blüten aufgedruckt. Zwar kein außergewöhnliches Cover, aber ich finde es durchaus passend und schön anzusehen.

Im Buchinneren wird mit verschiedenen Schriftarten für die unterschiedlichen Perspektiven gearbeitet und Träume oder Rückblicke teilweise kursiv hervorgehoben. Besonders ersteres fand ich praktisch, weil man so immer wusste, in welcher Perspektive man gerade liest. Kleine Zeichnungen zum Kapitelanfang ergänzen die gelungene Aufmachung.


Fazit
Liane Moriarty konnte mich mit ihrem Roman „Vergiss ihn nicht“ bezaubern. Mit ihrem ruhigen und gerade dadurch bewegenden Schreibstil erzählt sie Alice‘ Geschichte und lässt den Leser am Ende nachdenklich und tief berührt zurück.

4 Sterne


Hinweise
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