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Kategorie: Fantasy, Mystery, Vampire

Unsere Welt in der Zukunft. Ein Krieg zerstörte unsere Zivilisation und trieb die überlebenden Menschen in den Untergrund, wo sie in heruntergekommenen Enklaven leben. Die Oberwelt jedoch wird von den Drachen und ihren Reitern beherrscht, angeführt von dem grausamen König Arkaron. Nur die Krieger der Schatten widersetzen sich unter dem Sturmreiter Norik der Herrschaft der Gewalt – geheimnisvolle Drachenreiter, die in der Unterwelt kaum mehr als Legenden sind. Doch als die Welt der jungen Sira im Feuer der Drachen verbrennt, begibt sie sich mit Norik und seinen Gefährten auf eine abenteuerliche Reise. Und sie lernt schnell, dass die ihr verhassten Drachen mehr sind als alles, was sie bisher für möglich hielt …

 

Schattenreiter 

Autor: Gesa Schwartz
Verlag: Lyx
Erschienen: April 2016
ISBN: 978-3736301863
Seitenzahl: 736 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Ära der Menschen ist vorbei – die Zukunft wird von den Drachen beherrscht. Die wenigen überlebenden Menschen haben sich in die alten New Yorker U-Bahn-Schächte zurückgezogen und fristen in Dunkelheit und Angst ihr Leben. Nur wenige trauen sich ans Tageslicht und versuchen als Jäger und Diebe Beute mit zurück in den Untergrund zu bringen. Genau das ist auch Siras Job, mit dem sie versucht, sich und ihren kleinen Bruder über Wasser zu halten. Bisher gelingt das trotz aller Gefahren ganz gut, aber gerade als Sira sich Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht, wird ihr bisheriges Leben zerstört und die einzige Chance auf Rache bieten ausgerechnet die bisher gehassten Drachen …

Gesa Schwartz hat mit „Ära der Drachen – Schattenreiter“ eine weitere imposante Fantasy-Geschichte veröffentlicht. Diese bietet eine gelungene Mischung aus klassischen Fantasy-Elementen und dystopischen Einschlägen. Ansonsten findet man auf den knapp über 700 Seiten genau das, was man von Gesa Schwartz gewohnt ist: Spannung, beeindruckende Charaktere, eine bezaubernde, bildgewaltige Sprache und Helden, die eigentlich keine sein wollen, aber dann doch ihrem Schicksal folgen.


Stil und Sprache
„Ära der Drachen – Schattenreiter“ wird in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven erzählt. Den Hauptanteil hat dabei die Perspektive von Sira, der Protagonistin, aber auch Norik und seinem Gegenspieler werden einige Passagen eingeräumt. Insbesondere die Perspektive des Bösen gibt dem Leser zusätzliche Einblicke in die weitere Entwicklung und erhöht die Spannung. Letztere ist von Beginn an da, denn der Roman startet direkt mit einem Streifzug Siras durch die verseuchte, gefährliche Oberwelt und einem ersten Aufeinandertreffen mit Drachen. Der Einstieg in die Fantasy-Welt fällt leicht, denn die Autorin verknüpft geschickt bekannte Elemente und eigene Neuerfindungen. Die Hintergrundidee und Weltentwicklung waren für mich die Hauptgründe, den Roman zu lesen und sie haben nicht enttäuscht. Die daraus aufgebaute Handlung weiß ebenfalls zu überzeugen. Über die vollen 736 Seiten wird das Ziel klar vor Augen gehalten und überraschende Wendungen und Höhepunkte sowie Katastrophen sorgen auf dem Weg für Spannung. Der Schluss wirkt stimmig, lässt aber Raum für eine mögliche Fortsetzung.

Bei all der positiven Kritik gibt es jedoch auch ein paar negative Punkte beziehungsweise Eigenheiten, die alle Gesa Schwartz Romane aufweisen und die manch einen Leser wahrscheinlich stören. Eine davon ist ihre Begeisterung für verwirrende Traum- und Rückblickerfahrungen. Unzählige Male tauchen verschiedene Charaktere in Erinnerungen ein – die eigenen und die anderer Figuren. Währenddessen werden zwar teilweise wichtige Informationen gewonnen, aber immer wieder nimmt die Autorin so auch erheblich Tempo aus der Handlung und hat mich so öfters frustriert und verwirrt. Zum anderen findet man im Roman einige Bilder und Beschreibungen, die man gefühlt jede dritte Seite antrifft. Das betrifft diesmal vor allem Feuer und Eis in all ihren Spielarten und Auswirkungen. Sicher in seiner Symbolik so von der Autorin gewollt, aber mich hat die ständige Wiederholung gestört.

Grundsätzlich hat Gesa Schwartz einen ganz besonderen, recht ausschweifenden Schreibstil. Dadurch liest sich der Roman nicht einfach mal so schnell weg, sondern fordert den Leser. In den Kampfszenen ist das teilweise frustrierend verzögernd, andererseits ist es aber einer der Hauptgründe, warum ich ihre Romane so gerne lese. Sie zeichnet dem Leser geradezu Bilder in den Kopf und rührt damit immer wieder zu Tränen. Ihr bildgewaltiger Schreibstil sucht seinesgleichen und wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen, eröffnet sie einem eine ganz neue Lesewelt. Das ist den Frust über das eine oder andere wiederholt auftretende Bild allemal wert, wird aber sicher einige Leser abschrecken.


Figuren
Sira hat genau das, was man von einer Protagonistin in einer Dystopie erwartet und was vielen Frauenfiguren in der Fantasy-Literatur fehlt: Selbstvertrauen, Durchsetzungsvermögen und jede Menge trotzige Stärke. Sie ist es gewohnt, in einem Job zu bestehen, den viele als reine Männerdomäne sehen und lässt sich in keins der typischen Frauenklischees pressen. Gleichzeitig geben die Verbundenheit zu ihrem Bruder und das Verantwortungsbewusstsein für ihn ihr eine weiche Seite, sodass sie ausgewogen und realistisch wirkt. Ich mochte sie von der ersten Seite an und all ihr Zögern und ihre Schwächen haben das Gefühl nur noch bestärkt. Im Laufe des Romans stellt sie sich ihren Ängsten und setzt sich gegen alle Wahrscheinlichkeit in ihrer neuen Rolle durch. Großartig – genau so sollten Protagonistinnen in Fantasy-Romanen sein!

Auch die Nebenfiguren, allen voran Norik und sein Gegenspieler, sind Gesa Schwartz gewohnt vielschichtig und authentisch gelungen. Natürlich erkennt man den einen oder anderen Stereotypen aus ihren bisherigen Romanen wieder, aber das fällt nicht weiter negativ auf. Stattdessen bewundert man das authentische Figurenensemble, das immer wieder zu überraschen weiß und das Gefühl einer realen, vielfältigen Welt, was man beim Lesen hat, noch verstärkt.


Aufmachung des Buches
Der Lyx Verlag hat Gesa Schwartz Werk als gebundene Ausgabe mit Schutzumschlag und Lesebändchen herausgebracht und ihm damit die edle Aufmachung verliehen, die es verdient hat. Das Covermotiv ist auf den ersten Blick ein klassisches Fantasy-Drachen-Cover, zeigt mit der zerstörten Freiheitsstatue aber auch die dystopischen Anklänge des Romans. Im Buchinneren finden sich erfreulicherweise ebenfalls wunderschöne Drachenzeichnungen, sodass die gesamte Aufmachung mich absolut begeistern konnte.


Fazit
Bildgewaltig, innovativ und spannend, voller faszinierender Charaktere und bestimmt von einer beeindruckenden Protagonistin – wer sich an den herausfordernden Schreibstil von Gesa Schwartz herantraut und die eine oder andere Wiederholung ignorieren kann, wird mit einem dystopischen Fantasy-Roman der Extraklasse belohnt.

3 5 Sterne


Hinweise
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