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Niemand konnte ahnen, wie zerbrechlich unsere Welt ist. Ein Wimpernschlag, und sie ging unter. Doch selbst jetzt, während das Licht der letzten Tage langsam schwindet, geben die Überlebenden nicht auf. Sie haben nicht vergessen, wie wunderschön die Welt war. Sie vermissen all das, was einst so wundervoll und selbstverständlich war, und sie weigern sich zu akzeptieren, dass alles für immer verloren sein soll. Auf ihrem Weg werden sie von Hoffnung geleitet – und Zuversicht. Denn selbst das schwächste Licht erhellt die Dunkelheit. Immer. 

 

Das Licht der letzten Tage 

Originaltitel: Station Eleven
Autor: Emily St. John Mandel
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: Piper
Erschienen: September 2015
ISBN: 978-3492060226
Seitenzahl: 416 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die obenstehende Verlagszusammenfassung deutet mehr an als sie verrät, aber auch ich möchte inhaltlich nichts zusätzlich vorweg nehmen. Emily St. John Mandels Roman „Das Licht der letzten Tage“ ist kein klassischer Endzeitroman, denn sie vermeidet sämtliche Klischees und wählt einen sehr speziellen Aufbau. Ihre Idee und die Umsetzung haben mir sehr gut gefallen. Es ist mal ein ganz anderes Buch, aber wenn man sich darauf einlässt, wird die Geschichte begeistern und einen lange nicht mehr loslassen.


Stil und Sprache
Wenn ich aus dem Klappentext nicht darauf geschlossen hätte, dass es sich bei „Das Licht der letzten Tage“ um einen Endzeitroman handelt, hätte ich nach dem Anfang des Buches wohl etwas völlig anderes erwartet. Die Einstiegsszene beleuchtet nämlich einen medizinischen Notfall während eines Theaterstücks. Zusätzlich werden Beziehungsprobleme und Affären angedeutet. Lediglich ein kleiner Nachsatz weist darauf hin, dass diese alltäglichen Probleme bald Geschichte sein werden. Emily St. John Mandel nutzt nicht nur diesen Einstieg, um einen Kontrast zu ihrer Nach-Katastrophen-Welt zu haben, sondern baut während des ganzen Buches immer wieder ausführliche Rückblicke ein, die das Davor bestimmter Charaktere beleuchten. Anfangs wirken diese Rückblicke willkürlich, aber am Ende ergibt sich das ganze Bild und es wird klar, wie die Figuren miteinander vernetzt sind. Nach der Katastrophe macht der Roman einen Zeitsprung von zwanzig Jahren und erst nach und nach erfährt man, wie die Figuren zu diesem Punkt gekommen sind. Dieser Aufbau mit den vielen Rückblicken ist ungewöhnlich und kann anfangs ein wenig verwirrend sein. Aber man findet sich schnell zurecht und die Schicksale der Figuren sind derart berührend, dass das Buch fesseln kann. Immer wieder sorgen kurze Höhepunkte dafür, dass die Lektüre nicht langweilig wird und so entsteht trotz der Zeitsprünge in der Erzählung eine fesselnde Spannung. Die entscheidenden Handlungsstränge werden am Ende alle aufgelöst und die Schlussszenen wurden realistisch und zugleich hoffnungsvoll inszeniert.

Emily St. John Mandel arbeitet dabei mit ruhigeren Tönen als man es von vergleichbaren Romanen kennt. Ihr Schreibstil wirkt phasenweise beinahe philosophisch, beleuchtet ansonsten aber sehr sachlich und zugleich eindringlich die Schicksale ihrer Figuren. Das gibt dem Roman eine ganz besondere Atmosphäre und sorgt dafür, dass man mit den Figuren leidet, hofft und weitergeht. Die bedrückende Leere der Welt nach der Katastrophe, die nicht aufgegebene Hoffnung, die neuen Beziehungen und die immer noch spürbaren Verluste – all das fühlt der Leser mit und taucht so ganz in die Handlung ein.


Figuren
Es ist gar nicht so einfach festzulegen, wer die Hauptfiguren in „Das Licht der letzten Tage“ sind. Die Handlung kreist um vier bis sechs Personen, die immer wieder im Davor und im Danach beleuchtet werden. Gerade zu Beginn ist ganz und gar unklar, wie die Zusammenhänge zwischen den Figuren sind und erst nach und nach ergeben die scheinbar willkürlich zusammengewürfelten Szenen und Hinweise ein Muster. Es war ein klein bisschen frustrierend, Charaktere, die man anfangs gut kennenlernt, dann plötzlich für hunderte Seiten nicht mehr weiter verfolgen zu können, aber in Gänze war das Bild stimmig und man erfährt das Schicksal aller wichtigen Personen.

Weite Teile der Danach-Kapitel werden aus der Perspektive von Kirsten erzählt. Sie war noch sehr jung, als die zivilisierte Welt unterging und kann sich entsprechend nur an wenig erinnern. Viele Selbstverständlichkeiten von vor der Katastrophe kommen ihr nun völlig absurd vor und diese Mischung aus einigen Erinnerungen und Unverständnis macht die Welt nach der Katastrophe für den Leser so erschreckend und gleichzeitig glaubwürdig. Zusätzlich berührt Kirstens Schicksal und man folgt ihr gerne auf ihrer gefahrvollen Reise.

Auch alle anderen Charaktere wurden stimmig ausgearbeitet. Emily St. John Mandel arbeitet nur mit wenigen Klischees und schafft es, selbst den Gegenspielern eine absolut nachvollziehbare Hintergrundgeschichte zu geben. So ist jede Entscheidung und Entwicklung logisch, gleichzeitig kann sie aber auch immer wieder überraschen, wenn sie Zusammenhänge enthüllt. Man zweifelt zu keiner Zeit daran, dass sich genau diese Figuren genau so entwickeln könnten und vergisst darüber völlig, dass man eigentlich gerade fiktive Charaktere begleitet.


Aufmachung des Buches
Der Piper Verlag hat „Das Licht der letzten Tage“ als Klappbroschur herausgebracht. Das Cover wird vom Sternenhimmel und dem fernen Blick auf eine Stadtsilhouette bestimmt, wobei vor allem ersteres sowohl zum Titel als auch zu einigen Szenen im Buch passt. Zusätzlich strahlt das Cover die richtige Stimmung zwischen Verzweiflung und Hoffnung aus. Obwohl es ein wenig unauffällig ist, finde ich es deswegen durchaus gelungen.


Fazit
Ich hatte mir von „Das Licht der letzten Tage“ einen spannenden Endzeitroman erhofft und wurde ganz und gar nicht enttäuscht. Zwar setzt Emily St. John Mandel auf leisere und zurückhaltendere Töne als viele ihrer Genre-Kollegen, aber gerade damit überzeugt und beeindruckt sie. So kann ich das Buch jedem Fan von Dystopien und Endzeitromanen voll und ganz empfehlen!

4 5 Sterne


Hinweise
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