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Edgar Hill ist Mitte dreißig, und er hat sein Leben gründlich satt. Unzufrieden mit sich und seinem Alltag in Schottland als Angestellter, Familienvater und Eigenheimbesitzer, fragt er sich vor allem eins: Hat das alles irgendwann einmal ein Ende? Er ahnt nicht, dass sich die Katastrophe bereits anbahnt.

Als das Ende kommt, kommt es von oben: Ein dramatischer Asteroidenschauer verwüstet die Britischen Inseln. Das Chaos ist gigantisch, die Katastrophe total. Ganze Städte werden ausgelöscht. Straßen, das Internet, die Zivilisation selbst gehören plötzlich der Vergangenheit an. England liegt in Schutt und Asche. Ist dies der Weltuntergang?

Edgar und seine Familie werden während der Evakuierung voneinander getrennt, und ihm bleibt nur eine Wahl: Will er Frau und Kinder jemals wiedersehen, muss er 500 Meilen weit laufen, durch ein zerstörtes Land und über die verbrannte Erde, von Edinburgh nach Cornwall. Zusammen mit einigen wenigen Gefährten begibt sich Edgar Hill auf einen Ultra-Marathon durch ein sterbendes Land. Doch sein Weg ist gefährlich: Im postapokalyptischen England kämpft jeder gegen jeden ums blanke Überleben.

 

Am Ende aller Zeiten 

Originaltitel: The end of the world running club
Autor: Adrian J. Walker
Übersetzer: Nadine Püschel, Gesine Schröder
Verlag: Fischer Tor
Erschienen: August 2016
ISBN: 978-3596037049
Seitenzahl: 432 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Mehr Details als der ausführliche, obenstehende Klappentext bereits liefert, braucht man nicht, um einen guten Eindruck vom Inhalt von „Am Ende aller Zeiten“ zu bekommen. Adrian J. Walker hat mit seinem Roman einen ausgesprochen realistischen Endzeitroman geschrieben und weicht dabei zielsicher den gängigen Klischees der derzeit üblichen Dystopien aus. Er beschreibt weder einen totalitären Staat noch Menschen, die vom Außenseiter plötzlich zum Helden mutieren, sondern einen ganz normalen Mittdreißiger, der mit seinem Leben vor der Katastrophe unzufrieden war und nun etwas findet, für das es sich zu kämpfen lohnt. Der Weg zum Ziel ist spannend und ereignisreich und bietet beste Unterhaltung für alle Fans von Endzeit-Romanen.


Stil und Sprache
„Am Ende aller Zeiten“ ist als eine Art Journal verfasst und Edgar Hill selbst wendet sich in diesem direkt an die Leser. Er berichtet von seinen Erlebnissen auf der Reise quer durchs postapokalyptische Großbritannien und geht dabei schonungslos mit sich selbst ins Gericht. Da Edgar in der Retroperspektive beschreibt, weiß man von Beginn an, dass die Geschichte kein Bilderbuch-Happy-End haben wird. Trotzdem verfolgt man gebannt seine Reise und hofft mit ihm.

Als Kontrast zur grausamen Welt nach der Katastrophe beginnt Adrian J. Walker in seinem Roman mit einem kurzen Einblick in Edgars Leben vorher. So ist es umso eindrucksvoller und grausamer wie schnell die Stimmung dreht und wie nachhaltig ihr Leben zerstört wird, als der Asteroidenschauer schließlich vom Himmel fällt. Danach gibt es einen kurzen Zeitsprung, der zwar generell gut gewählt wurde, mir aber zu abrupt war und durch die Rückblicke dann auch wieder Tempo rausgenommen hat. Erst als die Familie getrennt wird, baut sich richtig Spannung auf. Man verfolgt die Wandlung von Edgar, die vielen gefährlichen Situationen und schließlich den finalen Versuch, seine Familie wiederzusehen. Das Ende wurde nicht vollkommen hoffnungslos, aber sehr realistisch gewählt. Bis dahin warten einige überraschende Wendungen, Actionszenen und nachdenklich stimmende Gedanken auf den Leser. Rasante Kampfszenen darf man dabei ebenso wenig erwarten wie atemlose Spannung. Stattdessen überzeugt Adrian J. Walker mit einem herrlich trockenen Humor und einer realistischen Beschreibung des Szenarios. Er beschönigt nichts, er stilisiert Edgar nicht zum Helden und er erzeugt mit seinen eindringlichen Worten eine ausgesprochen düstere Stimmung, die immer wieder durch kurze Hoffnungsschimmer unterbrochen wird.


Figuren
Edgar ist auf den ersten Blick wahrlich kein sympathischer Protagonist. Auch wenn er seine Familie liebt, gibt er offen und ehrlich zu, dass ihm das alles zu viel wird und er schon lange vor der Katastrophe still und heimlich darauf gehofft hat, dass irgendwas sein gleichbleibendes Leben unterbricht. Selbst nach der Katastrophe versucht er noch, sich aus der Verantwortung zu ziehen und erst als der Verlust von Frau und Kindern real zu werden droht, ändert er sich langsam. Bis zum Ende habe ich ihn dabei nicht wirklich ins Herz geschlossen, aber da ich seine Entwicklung beeindruckend fand, seine Entscheidung zum Schluss respektiert habe und seinen Humor mochte, bin ich ihm trotzdem gerne durch die knapp über 400 Seiten gefolgt.

Nebencharaktere gibt es einige, aber nur wenige begleiten Edgar dauerhaft. Für sie hat der Autor eine bunte Mischung aus unterschiedlichsten Charakteren ausgesucht und glaubwürdig ausgestaltet. Besonders gut wurden dabei die Herkunftsunterschiede herausgearbeitet, die nach der Katastrophe zwar eigentlich unbedeutend sein sollten, aber noch immer das Handeln und Denken der Menschen beeinflussen. Den heldenhaften Weltenretter, den man ansonsten oft in Dystopien antrifft, sucht man hier zum Glück vergebens. Stattdessen trifft man auf realistische Figuren, die zwar an der einen oder anderen Stelle ein paar mehr Details vertragen hätten, generell aber großartig ins Szenario passen.


Aufmachung des Buches
Der Fischer Tor Verlag bringt „Am Ende aller Zeiten“ als Klappbroschur raus. Passend zum Tagebuchstil des Romans sieht auch das Cover des Buches wie ein Tagebuch aus – beziehungsweise wie eine zerfledderte Blattsammlung, die man in der Situation erwarten würde. Das abgebildete Bändchen ist sogar leicht angeraut hervorgehoben. An sich eine absolut gelungene Gestaltung, lediglich der unübersehbare, grellgelbe Hinweis auf den Verlag passt so gar nicht ins Gesamtbild. Schade. Im Buchinneren hätte eine Karte von Großbritannien nicht geschadet, um den Reiseverlauf der Gruppe nachvollziehen zu können, aber ansonsten ist die Gestaltung auch im Buchinneren tadellos.


Fazit
In der derzeitigen Flut der Dystopien und Endzeitromane sticht „Am Ende aller Zeiten“ durch seinen Realismus angenehm hervor. Adrian J. Walker überzeugt dank seines ungewöhnlichen Protagonisten, seines eindringlichen Schreibstils mit jeder Menge trockenem Humor und seiner ruhigen und doch sehr atmosphärischen Geschichte. Für alle Fans des Genres auf jeden Fall zu empfehlen!


4 Sterne


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