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Terror in Bierstadt: Wie viel Wahrheit verträgt die Öffentlichkeit?

Ein gruseliges Bild: Auf einem Bierstädter Spielplatz sitzt eine Muslima und schaukelt ein totes Mädchen. Schnell stellt sich heraus, dass die zweijährige Öslem keines natürlichen Todes gestorben ist. Doch Duru Sahin, die Mutter, steht unter Schock und schweigt. Polizeireporterin Maria Grappa erfährt, dass der Vater des Kindes ein international gesuchter IS-Terrorist ist. Aber sie darf die Nachricht nicht veröffentlichen, Grappas Chef verpasst ihr einen Maulkorb. Der Integrationsrat und die Stadtoberen üben Druck auf ihn aus, angeblich, um den religiösen Frieden nicht zu gefährden. Als Duru Opfer eines Selbstmordattentäters wird, kommen auch Grappa Zweifel: Wie viel Wahrheit verträgt die Öffentlichkeit?

 

Grappa greift durch 

Autor: Gabriella Wollenhaupt
Verlag: grafit
Erschienen: 05/2016
ISBN: 978-3894254681
Seitenzahl: 224 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Maria Grappa ist mal wieder hin- und hergerissen: Als die Inhaberin ihrer Lieblingsbäckerei sie mitten in der Nacht anruft und sie das unheimliche Bild des schaukelnden Kindes sieht, weiß sie am nächsten Tag nicht, was und wieviel sie von der dahintersteckenden Geschichte veröffentlichen will und darf. Die Zeiten in Bierstadt sind schwierig: Flüchtlinge kommen dorthin und treffen auf eine sehr aktive rechte Szene, der soziale Frieden der Stadt ist gefährdet, es herrscht auf allen Seiten Angst vor Terror und Gewalt. Da mitten hinein sticht Grappa nun und sofort ist sie mittendrin im Geschehen …

Gabriella Wollenhaupt greift ein hochaktuelles Thema auf, die Flüchtlingssituation ist gerade in Dortmund, dem Vorbild für Bierstadt, sehr brisant, die rechte Szene dort ist tatsächlich mehr als aktiv und gefährlich. Schwierig, da neutral zu bleiben und offen für die Sorgen der alteingesessenen Bürger und der Flüchtlinge. Der Autorin ist dies wunderbar gelungen und sie vereint einen spannenden Krimi mit aktuellen Ereignissen zu einem brisanten Roman. Klasse!


Stil und Sprache
Ziemlich flapsig ist Grappa drauf und da ausschließlich aus ihrer Sicht geschrieben wird, ist der Grundton der Erzählung ebenso flapsig, ohne jedoch unsensibel auf die verschiedenen dargestellten Kulturen zu reagieren. Es geht zügig voran mit der Geschichte und es passiert eine Menge auf den doch eher wenigen Seiten. Anders als im Vorgängerband hat man jedoch nicht das Gefühl, dass alles zu überladen wirkt, vielmehr passt alles gut zusammen und ergibt ein stimmiges Bild.

Wer sich in Dortmund ein bisschen auskennt, wird viele Schauplätze wiedererkennen, etwa den Hafenbereich oder generell den Dortmunder Norden. Aber auch die Konflikte zwischen Migranten und Neonazis werden Stadtkennern vertraut sein. Solche Details sorgen für – bei aller manchmal übertriebenen Rotzigkeit der Protagonistin – eine authentische Handlung und das Gefühl, es könnte tatsächlich alles so passiert sein. Ein in meinen Augen absoluter Pluspunkt für diesen Krimi, der über weite Strecken sehr spannend daherkommt und daher insgesamt aus der Reihe positiv hervorsticht.


Figuren
Maria Grappa ist auf den ersten Blick recht robust, sowohl was ihr Verhalten als auch was ihre Ausdrucksweise angeht. Dabei verbirgt sie aber eine durchaus sensible Seite, die sie nur um Himmels willen niemanden zeigen will. Der aufmerksame Leser bemerkt sie trotzdem und weiß sie zu schätzen.

Was die übrigen Figuren angeht, so trifft man viele vertraute Gestalten wieder, etwa Bäckereiinhaberin Frau Schmitz oder den Pressefotografen Wayne Pöppelbaum, der mit seinem Namen allerdings etwas Pech hat…so kann doch niemand wirklich heißen, oder? Auch einige andere Namen befinden sich hart an der Grenze zur Satire, wenn die Personen dahinter dann auch entsprechend agieren, kommt man schon ins Zweifeln, wie ernst die Autorin ihre eigenen Figuren eigentlich nimmt. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen und kann diesen Krimi nicht ernsthaft schwächen.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist durchgängig schwarz, der verlagsübliche schwarze untere Teil des Covers verschmilzt mit dem Kopftuch einer muslimischen Frau, so dass nur deren niedergeschlagene Augen zu sehen sind. Eine sehr schöne Aufmachung, die die Blicke auf sich zieht. Innen gibt es recht kurze Kapitel, die jeweils mit einer Überschrift versehen sind, außerdem zu Beginn ein Personenverzeichnis.


Fazit
Eines der Highlights der Grappa-Reihe – topaktuell, spannend, sensibel und mit klugem Blick erzählt. Fast volle Punktzahl dafür!


4 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 21: Grappa und die Seelenfänger
Band 22: Grappa lässt die Puppen tanzen
Band 23: Grappa und die Toten vom See
Band 24: Grappa sieht rosa
Band 25: Grappa und die stille Glut

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