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Nachdem Robin Ellacott ein mysteriöses Paket in Empfang genommen hat, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es ein abgetrenntes Frauenbein enthält. Ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike, ist ebenfalls beunruhigt, jedoch kaum überrascht. Gleich vier Menschen aus seiner eigenen Vergangenheit fallen ihm ein, denen er eine solche Tat zutrauen würde – und Strike weiß, dass jeder von ihnen zu skrupelloser, unaussprechlicher Grausamkeit fähig ist.

Während die Polizei sich auf den einen Verdächtigen konzentriert, der für Strike immer weniger als Täter infrage kommt, nehmen er und Robin die Dinge selbst in die Hand und wagen sich vor in die düsteren und verstörenden Welten der drei anderen Männer. Doch als weitere erschreckende Vorfälle London erschüttern, gerät das Ermittlerduo selbst mehr und mehr in Bedrängnis …

 

Die Ernte des Boesen 

Originaltitel: Career of Evil
Autor: Robert Galbraith
Übersetzer: Wulf Bergner, Christoph Göhler, Kristof Kurz
Verlag: Blanvalet
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3764505745
Seitenzahl: 672 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der ausführlichen Verlagszusammenfassung gibt es von meiner Seite aus nichts hinzuzufügen. Robert Galbraith hat ein weiteres Mal einen klassischen, vielschichtigen Kriminalroman geschrieben und einen Fall inszeniert, der ebenso grausam wie perfide ist. Die Handlung schließt dabei nahtlos an die Vorgängerbände an und auch die persönliche Entwicklung der beiden Protagonisten geht weiter. Entsprechend ist es zu empfehlen, mit dem ersten Roman der Reihe zu beginnen, da viele persönliche Beziehungen und Hintergründe ohne das Wissen der ersten beiden Bände in „Die Ernte des Bösen“ unverständlich sein dürften.

Robert Galbraith ist das offene Pseudonym der bekannten Autorin JK Rowling. Dies ist durchaus interessant zu wissen, sollte aber bei der Entscheidung für oder gegen das Buch keine Rolle spielen. Lediglich Rowlings Detailverliebtheit und ihre Leidenschaft für vielschichtige Personen-Ensembles wird man hier wiederfinden, ansonsten könnte sich die Cormoran Strike-Reihe kaum deutlicher von Harry Potter unterscheiden.


Stil und Sprache
Die Protagonisten Cormoran Strike und Robin Ellacott haben den größten Anteil an der Handlung und konsequenterweise ist diese hauptsächlich in der dritten Person aus ihren Perspektiven geschrieben. So erhält man einen tiefgehenden Einblick in die Beweggründe und Emotionen der beiden, was die Verbindung zu ihnen stärkt. Generell ist diese bereits vorhanden, denn man kennt Robin und Strike aus den beiden bisherigen Fällen und findet sich schnell wieder in ihrer Welt zurecht. Die Handlung setzt einige Zeit nach dem letzten Fall ein und Galbraith nimmt immer wieder auf diesen Bezug, allerdings nur um die derzeitige Ausgangslage zu erklären, denn der jetzige Fall ist völlig unabhängig. Er beginnt damit, dass Robin ein abgetrenntes Frauenbein per Kurier erhält. Natürlich nimmt das Detektiv-Duo parallel zur Polizei die Ermittlungen auf und konzentriert sich bald auf drei Männer aus Strikes Vergangenheit, denen er ein solches Verbrechen zutrauen würde. Da immer wieder kurze Passagen aus der Sicht des Täters geschrieben werden und wir so schnell erfahren, dass er es auf Robin abgesehen hat, ist für Spannung von Beginn an gesorgt. Allerdings flacht diese im Laufe des Romans immer wieder merklich ab. Galbraith schildert ausführlich Strikes frühere Zusammentreffen mit den Verdächtigen und nimmt so das Tempo aus der Handlung. Wirkliche Hinweise lassen sich in diesen Rückblenden nicht entdecken und lange tappt man mit den Detektiven zusammen völlig im Dunkeln, wer nun der Täter sein könnte.

Die Auflösung am Schluss kommt überraschend, wirkt im Großen und Ganzen aber logisch. Der Showdown ist dann spannend geschrieben, hätte für meinen Geschmack aber gerne noch ein wenig länger sein dürfen. Insgesamt ist die Kriminalgeschichte überzeugend und dank Galbraiths großartigem Schreibstil sind auch die weniger spannenden Passagen gut lesbar, aber eine Kürzung hätte dem Roman nicht geschadet. So sind es einfach zu viele Details, die für die eigentliche Lösung des Falls nicht relevant sind.

Für mich überraschend gibt es parallel zur Falllösung einen weiteren wichtigen Handlungsstrang, der phasenweise fast ebenso viel Raum wie der eigentliche Fall einnimmt: die Beziehung von Robin zu ihrem Verlobten kombiniert mit dem Gefüge zwischen ihr und Strike. Phasenweise war ich nicht ganz sicher, ob ich wirklich einen Kriminalroman lese oder nicht doch eine verzwickte Liebesgeschichte. Zwar ist das Hin und Her absolut interessant und kann auch emotional überzeugen, aber dem passionierten Krimi-Leser wird es bestimmt zu viel Raum einnehmen.


Figuren
Cormoran Strike ist kein einfacher Protagonist, aber nach zwei Bänden hat man ihn zweifellos ins Herz geschlossen und freut sich nun auf einen weiteren Fall mit ihm. Da es sich um einen so persönlichen Fall handelt, erfährt man viele weitere Hintergründe aus seinem Leben und fügt diese Einzelteile zu einem ausgesprochen stimmigen Bild zusammen. Ich mag ihn trotz seiner verschrobenen Art und finde die Charakterdarstellung stimmig.

Dass Robin Ellacott nicht nur Strikes Sekretärin ist, sondern das Potential zur gleichberechtigten Partnerin hat, wurde in den vorangegangenen Fällen bereits deutlich. In „Die Ernte des Bösen“ gerät sie nun direkt ins Fadenkreuz des Täters und schreckt trotzdem nicht vor ihrer Arbeit zurück. Ganz im Gegenteil spornt die Bedrohung sie an und sie ist fest entschlossen, sich weder davon noch von ihren privaten Problemen unterkriegen zu lassen. Diese Widerstandskraft wird durch viele neue Hintergrundinformationen untermauert und ist absolut glaubwürdig dargestellt.

Wie von Galbraith gewohnt gibt es eine Vielzahl von Nebencharakteren, allen voran die drei Tatverdächtigen. Sie alle wurden mit vielen Details glaubwürdig ausgearbeitet und man hat selbst bei an sich unbedeutenden Figuren das Gefühl, dass da mehr dahinter steckt und sie eigentlich auch real sein könnten. Das ist zweifellos Galbraiths große Stärke, die für so manche Länge im Roman entschädigt.


Aufmachung des Buches
Ebenso wie die beiden vorangegangenen Bände der Cormoran Strike-Reihe erschien auch „Die Ernte des Bösen“ als gebundenes Buch mit Schutzumschlag und Lesebändchen. Die Verarbeitung ist hochwertig, sodass das Buch das Lesen der fast 700 Seiten heil übersteht. Das Covermotiv zeigt eines der Wahrzeichen Londons: die Tower-Bridge. Mit dem gelb-grauen Himmel darüber und den vielen Schatten wirkt das Motiv bedrohlich und passt somit ausgezeichnet zu einem Kriminalroman, der in London spielt. Warum man sich jedoch gerade im bisher persönlichsten Fall des Detektiv-Duos für ein so verhältnismäßig unpersönliches Motiv entschieden hat, verstehe ich nicht. Aber hübsch anzusehen ist das Buch auf jeden Fall.


Fazit
Der dritte Fall von Cormoran Strike und Robin Ellacott ist zweifellos ihr bislang persönlichster. Dem Leser wird ein weiteres Mal gute Kriminalunterhaltung geboten, allerdings diesmal mit einigen Längen und einem ungewöhnlich starken Fokus auf den persönlichen Beziehungen des Detektiv-Duos.

 

3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Der Ruf des Kuckucks
Band 2: Der Seidenspinner

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