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Musstest du schon einmal eine Million Euro verdienen, um nicht zu verhungern? Genau das passiert den Freunden Dugo, Brauni, Camel und Zaza, als ihre Geisterbahnfahrt in der Parallelwelt des Luna Parks endet. Jeder bekommt im Park sofort einen Job. Nur wer eine Million verdient, darf wieder nach Hause. Es ist die Hölle der Gier. Alle dort denken nur noch ans Geldverdienen. Wer keine Million verdient, der muss auf unabsehbare Zeit im Park bleiben und steigt dort immer mehr ab, bis er im armen „Luna Park Süd“ schließlich auf der Straße landet und bettelt. Braunie wird im reichen „Luna Park Nord“ ein erfolgreicher Banker und soll faule Hypothekenpapiere an seine Freunde verkaufen. Camel soll mir seiner Spielhölle armen Schluckern im Süden das letzte Geld aus den Taschen locken. Entkommen dem Park am Ende nur diejenigen, die über Leichen gehen? 

 

Jahrmarkt der Gier 

Autor: Olivia Monti
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
Erschienen: 5. April 2016
ISBN: 978-1530889600
Seitenzahl: 424 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Nach Dugos, Braunis, Camels und Zazas erstem Abenteuer kehrt bei ihnen Zuhause bald wieder der alte Trott ein. Die Unzufriedenheit der inzwischen 13jährigen über ihren Alltag wächst und es dauert nicht lange, bis sich die Freunde für einen Moment in den Luna Park zurück wünschen. Als sie in ihrer Nähe einen Rummelplatz besuchen, entdecken die Freunde eine kitschige Geisterbahn, die sie unfreiwillig in den „Luna Park“ zurückbringt. Doch diesmal ist alles anders, es gibt nichts mehr umsonst und ist in den armen Süden mit miesen Jobs, Kriminalität, Kindern, die auf der Straße leben und den reichen Norden mit seinen Prachtbauten zweigeteilt. Laut den offiziellen Spielregeln darf nur derjenige, der eine Million Euro verdient, wieder nach Hause.

Bald nach ihrer Ankunft erhalten Dugo, Brauni, Camel und Zaza vom König – ihrem Widersacher aus dem ersten Teil -  als „Spieleinstieg“ grandios bezahlte Posten. Anfangs ganz geblendet von dem vielen Geld und dem Reichtum, der ihnen so plötzlich in den Schoß gefallen ist, bemerken die Freunde bald am eigenen Leib, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und alle ihre Handlungen und Entscheidungen unweigerlich Konsequenzen nach sich ziehen. Bevor sie es sich versehen, wird das Leben der Vier immer komplizierter und sie müssen sich bald entscheiden, ob sie auf ihr Herz oder auf ihren Kopf hören. Und dann entdecken sie plötzlich, dass ihr Entkommen aus dem Luna Park von geheimen Regeln abhängt …

Die Idee, Kinder „Erwachsen" spielen zu lassen, ihnen verantwortungsvolle Jobs zu geben, Entscheidungen treffen zu lassen, die immer bestimmte Konsequenzen nach sich ziehen, wurde gut und spannend umgesetzt. Der Autorin gelingt es in Form dieser Geschichte, jungendgerecht zu zeigen, warum eine Entscheidung immer eine (oft nicht vorhersehbare oder erhoffte) Reaktion nach sich zieht.

Jugendliche und junggebliebene Bücherfreunde ab ca. 11/12 Jahren werden mit diesem Buch bestimmt einige spannende Stunden verbringen können.


Stil und Sprache
Das Buch ist teils aus der Sicht von Dugo in der Ich-Perspektive, teils aus der Sicht des allwissenden Erzählers in der 3. Person geschrieben, wobei die ganze Geschichte etwas Zaza-lastig ist, da die Handlung stark von ihren Abenteuern mit dem König und Lorenzo und ihren Gefühlen und Befindlichkeiten vorangetrieben wird. Manchmal hat man etwas den Eindruck, als seien die drei Jungs nur "Beiwerk", vielleicht auch deshalb, weil die Charakterisierung aller Figuren zu Anfang nicht sehr üppig ausgefallen ist und sich die Jungs im Lauf der Geschichte auch nicht besonders stark weiter entwickeln.

Das Buch beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die Abenteuer der vier Freunde im ersten Band und beschreibt dann kurz die anschließenden Veränderungen im Leben der vier Freunde, nachdem sie dem "Luna Park" entkommen sind. Durch die Bemerkung des Geschichtenerzählers Dugo, dass er mit Hilfe seiner Freunde ihre neuen Abenteuer im Luna Park niedergeschrieben hat, wurde das Ende der Story vorweggenommen. Das geht leider etwas zu Lasten der Spannung, da dem Leser schon zu Beginn der Geschichte völlig klar ist, dass alle vier Freunde das Abenteuer gut überstehen und es sich bei dem Buch um eine große Rückblende handelt. Hier wäre es vielleicht eine Überlegung wert gelesen, die Leser etwas länger im Ungewissen zu lassen.

Die Beschreibungen der Szenen sind detailliert, sehr fantasievoll und bunt gestaltet, sodass das Kopfkino mit einer Menge Infos "gefüttert" wird und sich frei entfalten kann. Die Erklärungen zum Verhalten der Banken im Luna Park sind jugendgerecht und unkompliziert gehalten und immer wieder in die Gespräche der Figuren eingebunden. Auch der Unterschied zwischen Reich und Arm und der – durch falsche Beratung und Fehlentscheidungen eingeleitete - schnelle Abstieg vom reichen Unternehmer zum armen „Schlucker“ wurde gut nachvollziehbar gezeigt. Mit welch starken Gefühlen wie Stolz, Eitelkeit und Gier die Figuren zu kämpfen haben und wie wertvoll im Endeffekt die Freundschaft, wie wichtig Mitgefühl und Liebe ist, wird ebenfalls im Lauf der Geschichte klar.

Leider kommt durch das viele „Drumherum“ die persönliche Entwicklung der extrem sparsam charakterisierten Hauptfiguren etwas zu kurz. Bei Zaza tut sich etwas mehr, da sich die Geschichte im Großteils um das Mädchen, ihren neuen Schwarm Lorenzo und den charismatischen König, der Zaza nach wie vor fasziniert, und seine „Prüfungen“ dreht. Einige Worte, die nicht optimal in den Zusammenhang passen, können zwar auffallen, stören aber nicht wirklich. Auch einige kleine Szenen, die nicht ganz perfekt harmonisieren oder das manchmal etwas eigenartige bzw. blauäugige Verhalten der Figuren - wenn man in Betracht zieht, dass sie schon einmal im Luna Park waren - wurden von der abwechslungsreichen Handlung mühelos überspielt.

Etliche Fragen blieben unbeantwortet, allen voran, nach dem tatsächlichen Sinn und Zweck des Spiels oder warum so viele Roboter im Luna Park herumlaufen. Auch wer die Bosse des Königs sind, warum gerade Dugo, Zaza, Camel und Braunie wieder in den Luna Park gelockt wurden und warum der König gerade sie für das nächste Spiel anwerben wollte, wo es doch so viele andere Kinder gibt, wird nicht ganz klar. Da aber so viele Fragen nicht zufriedenstellend beantwortet wurden, wird es möglicherweise bald einen weiteren Teil geben, auf den wir uns freuen können.


Figuren
Dugo ist der Erzähler der Geschichte und schreibt immer wieder aus seiner Sicht in der „Ich-Form“. Er ist etwas in Zaza verliebt und furchtbar eifersüchtig auf den König, für den sie schwärmt und auf Lorenzo, den Zaza im Park kennen lernt und in den sie sich etwas verguckt hat. Zaza und ihr besonderes Verhältnis zum Bösewicht des Spieles, dem König, ist auch ein ganz wichtiger Teil der Geschichte und bekommt dementsprechend Raum, um sich zu entfalten. Das bemerkt man auch in ihrer Charakterentwicklung, die bei den anderen Figuren kaum zu erkennen ist. Camel ist wie aller anderen von seinem plötzlichen Reichtum entzückt, merkt aber bald, wie sich das Spiel für ihn zum Negativen wendet und versucht alles Mögliche, um sich „über Wasser zu halten“. Als er zu verstehen beginnt, wie es im Park zugeht, entwickelt er bald ein schlechtes Gewissen und versucht zu helfen. Braunie, der Vielfraß, ist ein härterer Brocken. Auch an ihm nagen wegen seiner Betrügereien Gewissensbisse, doch es dauert, bis sie ihn schließlich zu einer folgenreichen Entscheidung drängen. Lorenzo ist der neue Schwarm von Zaza und direkter "Konkurrent" des Königs um die Aufmerksamkeit von Zaza. Nicht nur dadurch macht er im Spiel so einiges mit.

Der König als Gegenspieler ist die graue Eminenz im Luna Park. Nicht wirklich ganz so böse, nicht wirklich gut kommt man bis zum Ende nicht dahinter, warum er gerade die Vier in sein Spiel verwickeln will. Auch weshalb und wie er seine jungen Spieler auswählt, wofür das alles nun wirklich gut sein soll, bleibt bis zum Schluss unbeantwortet und so bleibt der König undurchsichtig und geheimnisvoll.


Aufmachung des Buches
Die Covergestaltung des broschierten Buches passt hervorragend zur Geschichte, der Text auf der Rückseite macht neugierig und die bebilderte Vita darunter stellt kurz die Autorin vor.  Vierundvierzig, mit einer zusammenfassenden Überschrift versehene, Kapitel sind ihrerseits deutlich durch drei mittige *** in kurze Abschnitte unterteilt. Die etwas größere Formatierung kommt der angepeilten Zielgruppe sehr entgegen. Bevor die Geschichte durchstartet, werden im ersten Kapitel „Was bisher geschah“ die Geschehnisse des Vorgängerbandes kurz angesprochen und erzählt, wie es den vier Freunden in der Zwischenzeit ergangen ist, sodass auch Leser die den ersten Band nicht kennen, leicht in die Geschichte hineinfinden.


Fazit
Eine gelungene Fortsetzung der Geschichte des "Luna Park" mit einem ungewöhnlichen Hauptthema, das für alle Lesebegeisterten ab ca. 11 Jahren sehr interessant und spannend umgesetzt wurde. Für den optimalen Lesegenuss wäre es auf jeden Fall vorteilhaft, auch den Vorgängerband gelesen zu haben. Und da einige Fragen offen geblieben sind, dürfen wir uns möglicherweise bald auf ein neues Abenteuer im und rund um den Luna Park freuen.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Luna Park

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