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Hans Belting vergleicht in diesem Buch den Blick der westlichen Welt, der im Florenz der Renaissance geboren wurde und völlig neuartige Bilder hervorbrachte, mit dem der islamischen Welt, der sich in ihrer Kunst und ihrem Verhältnis zu Bildern ausdrückt. Zugleich macht Belting deutlich, wie das westliche Bild der Neuzeit erst in einem intensiven Austausch mit Wissenschaft und Kultur der arabischen Welt entstehen konnte. Sein souveräner Vergleich zeigt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Denkweise von West und Ost in einem neuen und überraschenden Licht.

 

  Autor: Hans Belting
Verlag: Beck
Erschienen: 2009
ISBN: 978-3-406-57092-6
Seitenzahl: 318 Seiten


Stil und Sprache
Hans Belting kann etwas ganz Besonderes: Er kann richtig gut verständliche Fachbücher schreiben. Sein Stil ist schnörkellos und ungeheuer präzise. Er erfasst die Materie und kann Erkenntnisse perfekt auf den Punkt bringen. "Florenz und Bagdad" liest sich spannend und flüssig, obwohl es hier um Kunsttheorie geht, ein Gebiet, das nicht unbedingt für seine Einfachheit bekannt ist. 


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Belting schafft es, komplexe Inhalte hervorragend zu vermitteln. Dabei ist es nicht nur der Stil, der das vorliegende Buch zu einer ebenso spannenden wie vielschichtigen und lehrreichen Lektüre macht. Der Autor gliedert seine Ausführungen vernünftig und macht so aus dem Buch eine "runde Sache". Jedes Kapitel endet mit einem Blickwechsel, der den Blick auf die andere Kultur richtet - so schreitet die Argumentation immer einen Schritt voran.
Besonders bemerkenswert finde ich, dass Belting davon absieht zu werten. Er legt die eurozentristische Sichtweise so weit es geht ab und ermöglicht so einen wunderbar unverstellten Blick auf beide Kulturen. Ost und West stehen gleichberechtigt nebeneinander und damit wird auch gezeigt, welche wichtigen Impulse der Westen vom Osten erfahren hat. 

Das Buch ist gut verständlich. Belting schreibt so, dass auch Menschen, die sich nicht mit Kunstgeschichte beschäftigen, seinen Ausführungen folgen können. Allzu schwierige Fremdwörter werden erklärt oder vermieden.

Das Buch richtet sich vorwiegend an kultur- und kunstgeschichtlich Interessierte. Es ermöglicht sowohl dem Laien als auch dem Studierenden eine wunderbare Einführung in die Welt der Perspektive.  


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Auf dem Cover ist ein Ausschnitt aus Vittore Carpaccios 'Die Disputation des heiligen Stephanus' abgebildet. Darauf sind orientalisch gekleidete Figuren zu sehen, die mit westlich gekleideten Figuren diskutieren - ein Verweis auf die beiden im Buch aufgegriffenen Kulturen.
Im Innenteil findet man zahlreiche farbige und s-w-Abbildungen, anhand derer Belting die im Text beschriebenen Muster vor Augen führt.


Fazit
Das Buch bietet spannende Einblicke in ein Phänomen, das wir in der Kunst meist einfach so hinnehmen: Die Perspektive. Dass es noch andere Sehgewohnheiten gibt, wird uns zum Beispiel beim Betrachten von Ikonen klar. Belting sensibilisiert den Leser für Seh- und Wahrnehmungsgewohnheiten und ermöglicht zudem eine neue Betrachtungsweise. Ein tolles Buch, das mich meine Gewohnheiten beim Betrachten von Kunst neu überdenken lässt.



Hinweise
Rezension von Sigrid Grün


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