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Melody hat ein fotografisches Gedächtnis und ist die cleverste Schülerin auf der ganzen Schule. Doch niemand weiß es. Durch eine zerebrale Kinderlähmung ist sie schwerstbehindert und kann weder sprechen noch laufen noch schreiben. Als sie eines Tages doch einen Weg findet, sich auszudrücken ändert sich ihr gesamtes Leben. Endlich erkennen alle, wer sie wirklich ist – doch kann sie auch jeder so annehmen?

 

Out of my mind 

Originaltitel: Out of my mind
Autor: Sharon M. Draper
Übersetzer: Silvia Schröer
Verlag: Fischer
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3733502133
Seitenzahl: 320 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Melody ist seit frühster Kindheit an schwestbehindert. Sie kann nicht laufen, nicht alleine essen und nicht richtig sprechen. Bisher verständigt sie sich mit einfachsten Zeichen und einer kleinen Wörtertafel mit ihren Mitmenschen – kein Wunder also, das diese sie meistens für geistig zurückgeblieben halten und mit ihr reden wie mit einem Kleinkind. Doch dann erhält sie einen Sprachcomputer und kann endlich fast so sein wie alle anderen Kinder … aber werden diese jemanden akzeptieren, der so anders ist?

Sharon M. Draper hat in „Out of my mind“ eine ebenso ungewöhnliche wie berührende Geschichte aufgeschrieben, die dem Leser einen völlig neuen Blickwinkel präsentiert. Man folgt einer Protagonistin, die es so sicher noch nicht in der Literatur gab, und nimmt ihre Sicht auf die Welt zum Anlass, die eigene ein wenig zu überdenken.


Stil und Sprache
Auch wenn Melody kaum Worte an ihre Außenwelt richten kann, ist sie die Ich-Erzählerin von „Out of my mind“ und ermöglicht dem Leser damit einen unverstellten Blick in ihr Innerstes. Sie erzählt auf eine herrlich offene Art von ihrem Leben und all den Herausforderungen, frustrierenden und schönen Momente, die es bisher ausmachten. Auf der einen Seite wird dabei schnell deutlich, dass sie geistig unglaublich weit ist für ihr Alter und vielen Altersgenossen weit voraus, auf der anderen Seite kommt aber auch immer wieder ihre kindliche Seite durch, sodass sich ein realistisches Gesamtbild ergibt. Die Autorin verleiht ihrer Protagonistin dabei eine passende Stimme und beschreibt Melodys Erlebnisse mit dem richtigen Maß an Details und Gefühl. Dabei kommt auch der Humor nicht zu kurz, sodass das Thema zu keiner Zeit zu niederdrückend wird.

Die Handlung beginnt mit einem längeren Rückblick, in dem Melody ihre Situation und ihre bisherigen Erfahrungen episodenhaft an Hand ausgewählter Geschichten erzählt. Das gibt dem Leser die Zeit, die ungewöhnliche Protagonistin kennenzulernen und sich in ihrer Welt mit all den Einschränkungen zu Recht zu finden. Dieser Abschnitt war ein wenig zu lang, sodass man beinahe die Geduld verliert, bevor wirklich etwas passiert, aber dank des wunderbaren Schreibstils bleibt man trotzdem aufmerksam.

Sobald Melody den Sprachcomputer bekommt, verändert sich ihr Leben und gleichzeitig bleiben viele Hindernisse unverändert. Die Handlung dreht sich um einen ganz besonderen Wettbewerb und Melodys Versuch dazuzugehören. Die Autorin hat all das zu einer überzeugenden Geschichte verarbeitet und zu einem realistischen Ende geführt. Dieses rührt stellenweise zu Tränen und wurde glücklicherweise nicht zu kitschig, sondern wirkt absolut überzeugend. So habe ich das Buch schwer beeindruckt geschlossen und hätte gleichzeitig am liebsten direkt nochmal von vorne angefangen, weil ich Melody noch nicht loslassen wollte.


Figuren
Melody ist eine ungewöhnliche und einzigartige Protagonistin. Eine angeborene Behinderung zwingt sie, weitestgehend stumm und bewegungseingeschränkt durch ihr Leben zu kommen und weckt bei vielen ihrer Mitmenschen den Eindruck, dass sie auch geistig zurückgeblieben ist. Aber das ist sie nicht, ganz im Gegenteil! Sie ist unglaublich schlau, hat ein großartiges Gedächtnis und eine sehr tiefgründige Sicht auf die Welt – die sie nur leider bisher niemandem mitteilen konnte. Es ist toll mitzuerleben, wie Melody dank der neuen technischen Möglichkeiten einen Weg findet sich auszudrücken und gleichzeitig leidet man bei den Rückschlägen mit ihr. Mich hat sie sofort in ihren Bann gezogen und sie ist eine der stärksten Protagonistinnen, die ich je durch ein Buch begleitet habe.

Die Nebencharaktere wurden ebenso realistisch ausgearbeitet wie Melody, auch wenn wir von ihnen natürlich weniger Details und Motive mitbekommen. Die Autorin zeichnet ein authentisches Bild der unterschiedlichen Reaktionen auf Melodys Erkrankung und weist so auch den Leser auf all die Vorurteile hin, die er wahrscheinlich hat. So findet man sich anteilig in den verschiedenen Nebencharakteren wieder und das Buch klingt aus diesem Grund auch nach der letzten Seite noch lange beim Leser nach.


Aufmachung des Buches
Der Fischer Verlag hat „Out of my mind“ als Taschenbuch herausgebracht und ist dem englischen Originalcover treu geblieben. Darauf zu sehen ist ein Goldfisch, der aus seinem Glas entkommt und in die Freiheit springt. Wirkt das Motiv auf den ersten Blick ein wenig merkwürdig und zu schlicht, passt es bei näherer Betrachtung ganz großartig zur Geschichte und hat sogar einen thematischen Bezug zur Handlung. Für ein Jugendbuch ist es ein sehr ungewöhnliches Cover, aber mir gefällt es gerade deswegen, umso mehr nachdem ich das Buch nun gelesen habe.


Fazit
Sharon M. Draper wählt eine ungewöhnliche Protagonistin und präsentiert mit ihr einen unglaublich berührenden, tiefgründigen Roman. Ich habe mit Melody gelacht, geweint und gehofft und ich kann das Buch jedem Leser von bewegenden Jugendromanen absolut ans Herz legen!

 

4 5 Sterne


Hinweise
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