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Die niedliche Meiko schwärmt für Leo, die sie vor den Quälereien ihrer Mitschülerinnen in Schutz genommen hat. Als Meiko eines Tages das Opfer einer Vergewaltigung wird, fühlt sich Leo verantwortlich, weil sie ihre Freundin nicht beschützen konnte. Dieses Schuldgefühl nutzt Meiko aus, um Leo fest an sich zu binden: Sie soll Meikos „Sklavin“ werden und ihr jeden Wunsch erfüllen ...

Ein Drama um Liebe und Hass zweier junger Frauen

 

Welt ohne Freiheit 

Originaltitel: Fujiyuu Sekai
Autor: Naoko Kodama
Übersetzer: Constanze Thede
Illustrator: Naoko Kodama
Verlag: Tokyopop
Erschienen: Februar 2016
ISBN: 978-3-8420-1949-2
Seitenzahl: 164 Seiten
Altersgruppe: ab 15 Jahre (Verlagsempfehlung)

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Die Grundidee der Handlung
Meiko und Leo sind Freundinnen, aber sie verbindet auch mehr. Leo, die Meiko gegenüber Schuldgefühle hat, lässt sich von der niedlichen Meiko manipulieren. Als Opfer einer Vergewaltigung ist Meiko zögerlich, Menschen an sich heranzulassen. So ist es Leo, die sie an sich bindet – und das nicht auf konventionelle Art und Weise. Statt sich ihrer wahren Gefühle klar zu werden, verlangt sie von Leo ihre Sklavin zu werden – was Leo nur zu gerne übernimmt, da die Schuld, ihre Freundin enttäuscht zu haben, an ihr nagt.

Die sonderbare Beziehung der beiden jungen, sensiblen Frauen gibt der Story sein Drama. Es wird ein Portrait einer Abhängigkeitsbeziehung zweier Figuren gezeigt, die eine Liebe füreinander haben, die bittersüß ist.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Um den Kontrast zwischen den beiden Figuren klar festzulegen, zeichnet Naoko Kodoma ihre Heldinnen unterschiedlich. So hat Meiko langes, welliges Haar, was ihre großen, runden Augen umrahmt. Unschuldig, dabei aber sehr ansprechend aussehend, wirkt sie wie eine junge Frau, der alle Männer zu Füßen liegen. Leo als Kontrast – sowohl, was ihren Namen angeht, der nicht besonders weiblich klingt, als auch ihr Äußeres – ist eher als androgyn, fast schon männlich dargestellt. Es ist fast schon dem Entsprechen des gängigen Klischees, die beiden Frauenrollen in einer homoerotischen Beziehung zu zeigen. Nichtdestotrotz passt Leos Kurzharrschnitt sehr gut zu ihrem sportlichen Charakter und ihrer Statur. Größer als Meiko und nur mit geringer Oberweite wirkt sie zwar nicht so zerbrechlich und klein, dafür kommen auf andere Art und Weise ihre weiblichen Merkmale hervor.

Das Verhältnis der beiden Frauen zueinander ist als gebrochen zu bezeichnen, es herrscht eine sonderbare Abhängigkeit beider Parteien voneinander. Leo, die von ihren Schuldgefühlen innerlich zerfressen ist und Meiko, die nicht von Leo ablassen kann. Während sich Meiko hinter einer Fassade versteckt und auf offenherzig tut, merkt man im Verlauf, dass sie wohl die schwächere der beiden Figuren ist. Sie wirkt erst selbstbewusst und dominant, beherrscht manche Szenen deutlich, geht sogar so weit, dass sie Leo ihrerseits vergewaltigt, dennoch merkt man, dass das alles nur Ersatzhandlungen sind: eigentlich will sie nur Leos Liebe. Diese missgeleitete Liebesbeziehung der Beiden wird durch starke emotionale Ausdrücke dargestellt. Es herrscht im gesamten Manga eine große Palette an Gestik und Mimik. Insbesondere die Darstellung der früheren, niedlichen und unschuldigen Meiko zu der in sich gekehrten, dominant agierenden ist ein starker Kontrast.
Und auch Leo wird in den Flashbacks fröhlicher gezeigt. Beide Figuren verfallen oft in eine emotionale Kälte, ihre Gesichter regen sich dann kaum, ihre Körperhaltung ist, besonders bei Leo, resigniert und passiv.

Der Einsatz von Rasterfolie und sauber gesetzten Lines macht die Panel gut lesbar, es wirkt sturkturiert und wohl bedacht. Dynamik bekommt die Story durch diverse Bewegungsabläufe, dennoch wirkt es stellenweise sehr ruhig und die Personen sind tief in Gedanken versunken. Diese Mischung aus emotional belastenden Szenen und stillen Sequenzen macht den Manga zu einer guten Unterhaltung, man hält öfter inne und denkt über das Verhalten Meikos und Leos nach. Dass eine Kommilitonin Leos sozusagen für den Weckruf in Leos Denken erzeugt, ist eine große storytechnische Wende. Die Studentin, die Leo dazu bringt, über das Verhältnis mit Leo nachzudenken, Takase, ist optisch ein anderer Typ. So trägt sie eine Brille, wirkt aber zwar trotz der etwas introvertierten Art nicht unweiblich. Ihre langen Haare und ihre Kurven machen sie durchaus attraktiv. Ihre Motivation, Leo vor Meiko zu schützen, wird schnell klar, etwas, was gut in den Gesamtkontext des Bandes passt.
Insgesamt liegt der Fokus des Buches ganz klar auf der seltsamen Beziehung der beiden Frauen, das wird in stark ausgearbeiteten Panel präsentiert. Dem Leser ist selbst überlassen, ob er Leos und Meikos Beziehung als eine gute Beziehung sieht.

Anders, als noch in Geliebte Mangaka, wird hier auch Expliziteres gezeigt, wenngleich nie so deutlich, dass es die ab 15 Jahren-Empfehlung sprengt. Hier kommt es aber zu deutlichen Küssen und auch Sex zwischen den Figuren, daneben ist das Thema eher für ein älteres Publikum zumutbar und verständlich. Die Empfehlung ist daher gerechtfertigt und der Text des Manga passt sich dem an.


Aufmachung des Manga
Abgebildet auf dem Cover sieht man das Protagonistenpärchen Leo und Meiko. Ihre Abhängigkeit wird symbolisch durch die zusammengebundenen Handgelenke und der auf Leo liegenden Meiko deutlich. Beide Frauen sind freizügig gekleidet, was zugleich ihre Beizehung unterstreicht, aber auch ihre Weiblichkeit. Die Farben sind in einem Violett-Pink gehalten, Leo sticht mit ihrem Negligée in einem blau-grün Ton hervor.
Ein ebenso freizügiges Bild, eine Einzelillustration Meikos, findet sich als Farbseite zu Beginn des Bandes. Weitere Extra liegen nicht bei, lediglich gibt es am Ende ein Nachwort und eine kleine Bonusstory mit Takase. Wie gewohnt ist der Manga in der Softcoverbroschur verlegt.


Fazit
Mit Welt ohne Freiheit hat Tokyopop einen Girls Love der anderen Art verlegt. Die Story um die sonderbare, eher krankhafte Beziehung zwischen den zwei Frauen, die voneinander abhängig sind, lassen den Leser nachdenklich zurück. Mit etwas mehr explizitem Inhalt und für ein eher älteres Publikum gedacht, ist der Manga eine gute, wenn auch eher schwerere Kost.


4 Sterne


Hinweise
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