Smaller Default Larger

Die große Liebe finden, ein meisterhaftes Parfüm kreieren, der Chef des eigenen Chefs werden: Wer träumt nicht davon, seinem Leben eine neue Richtung zu geben?
Als der Präsident seinen Hut in einer Brasserie vergisst, setzt sein Tischnachbar ihn auf - und schlagartig ändert sich dessen Leben. Doch der Hut wandert weiter von Kopf zu Kopf und entfaltet seine ganz besondere Wirkung ...

 

Der Hut des Praesidenten 

Originaltitel: Le chapeau de Mitterrand
Autor: Antoine Laurain
Übersetzer: Claudia Kalscheuer
Verlag: Atlantik Verlag
Erschienen: 9. November 2015
ISBN: 978-3455650228
Seitenzahl: 240 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Ein, oder besser, der Präsident vergisst in einer Brasserie seinen Hut und sein Tischnachbar, der sich von dem Hut magisch angezogen fühlt, nimmt ihn mit. Damit beginnt für diesen ganz unerwartet ein anderes, bisher nicht vermutetes Leben. Doch der Hut bleibt nicht bei seinem neuen Besitzer, sondern wandert weiter, mal absichtlich ausgesetzt, mal gestohlen. Immer wieder gibt er den Anstoß zu einer Wendung im Leben des jeweiligen Trägers. Handelt es sich etwa um einen Zauberhut, oder doch, eher profan, einfach um ein Accessoire, das heute eher selten geworden ist? Das gilt es herauszufinden; ebenso, ob der Hut zu seinem Eigentümer zurückkehren wird.

Leider hat der Autor einen Epilog geschrieben, in dem er u.a. das weitere Leben der Hutträger erzählt; damit nimmt er seiner Geschichte das Universelle, Märchenhafte. Ich hätte mir gewünscht, dass er es der Fantasie seiner Leser überlässt, ob und wenn ja wie sie die Lebens-Geschichten weiterspinnen. 


Stil und Sprache
Der Autor betätigt sich als Chronist der Wanderschaft des Hutes und nimmt keine Partei für irgendeinen der Besitzer, sondern bleibt immer distanzierter Beobachter; die Kapitel sind daher kurz gehalten, die Sätze zumeist auch. Dadurch wirkt der Text leichtfüßig und eingängig. Der Episodencharakter des Buches wird schließlich erweitert, indem einige Teilzeit-Besitzer über Briefe zueinander in Kontakt treten. So füllt der Autor Wissenslücken, ohne seinen Beobachterposten aufgeben zu müssen.

Seine Spannung bezieht der Roman aus zwei Aspekten: erstens der Frage, wem der Hut noch begegnen und welche Veränderungen dieser bei seinem neuen Träger bewirken wird; und zweites, ob es einem der Charaktere gelingt, den Hut zurückzugewinnen.
Nebenbei erfährt man noch allerhand über die gesellschaftliche und politische Situation im Frankreich der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts. Manche Beschreibungen dürfen auch als kritischer Kommentar des Autors zu den aktuellen Verhältnissen verstanden werden. Da Laurain für ein französisches Publikum schreibt, setzt er einiges an Wissen voraus, so dass ich annehme, dass ich Anspielungen nicht erkannte oder nicht in ihrer ganzen Tiefe ermessen konnte. Das habe ich ein bisschen bedauert, dem Unterhaltungswert des Romans hat es aber nicht geschadet. Darüber hinaus wirft der Autor ein paar philosophische Fragen auf, dies tut er aber so dezent, dass die Leichtigkeit des Erzählten erhalten bleibt und nicht unvermittelt in schwergründige Gefilde abdriftet. Wer will, der kann sich diesen Fragen widmen und so die nächste Roman-Ebene betreten.


Figuren
Ganz klar spielt der Hut die Hauptrolle in diesem Roman und natürlich François Mitterrand, der allerdings nur zu Beginn, am Ende und im Epilog persönlich auftritt. Die Hutträger hat Laurain alle gut ausgearbeitet, wobei mir allerdings nur Fanny Marquant auf Anhieb sympathisch war, später gesellte sich Daniel Mercier hinzu. Das heißt aber nicht, dass die weiteren Teilzeit-Besitzer nicht ebenso authentisch agieren würden. Bei den Nebenfiguren fiel mir Edith Kerwitcz als eigenständiger Charakter auf - über sie hätte ich gerne noch mehr erfahren, schade, dass sie den Hut nie getragen hat. Alle anderen dienen eher als notwendige Beigabe: Ehefrau, Sohn, Kellner etc. - Stereotypen, auf die der Autor nicht verzichten wollte oder konnte.

Die Figur des Präsidenten wird leider verklärt und somit diesem zwar als historischer Persönlichkeit nicht wirklich gerecht, sie fügt sich aber in den märchenhaften Ton des Romans bestens ein.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover ist in Türkis gehalten und mit einem hellblauem Schutzumschlag versehen. Dieser trägt auch das Cover, das den in Weiß gehaltenen Eiffelturm und einen roten Herrenhut, der den Hintergrund für den Titel darstellt, zeigt. Der Titel ist in zwei Schriftarten und zwei Farben ausgeführt. Hübsch finde ich die Idee, dass sich auf der Rückseite ein Paar unter dem großen roten Hut, sozusagen wohl "behütet", küsst. Insofern nimmt der Umschlag Themen des Buches auf, die fast schon wieder ein Klischee sind – Paris und die Liebe.

Negativ aufgefallen ist mir die häufige Schleichwerbung; zuweilen dienen Automarken ja der Charakterisierung einer Figur und haben somit ihre Berechtigung, ob allerdings z.B. die Nennung der Marke eines Einwegfeuerzeugs den gleichen Zweck erfüllt? Da hege ich einige Zweifel. 


Fazit
Ein unterhaltsamer, warmherziger Roman über die Wechselfälle des Lebens, den der unnötige Epilog und die Schleichwerbung einen Stern gekostet haben.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de oder deinem Buchhändler vor Ort

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo